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Autor: Simone Krämer

Reiten stimuliert das Gehirn

Esila strahlt über das ganze Gesicht. Das neunjährige Mädchen besucht die Offenbacher Fröbelschule, eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und einer Abteilung für körperlich-motorische Entwicklung. Esila gehört außerdem zu einer Gruppe Kinder, die im Wechsel alle 14 Tage auf den integrativen Reitstall von Ursula Schüßler in Dietzenbach können. Dank der Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung ist der regelmäßige Transport der Schüler auf den Hof gewährleistet. Dort dürfen sie Pferde streicheln und natürlich auch reiten – montags auf Lotte und dienstags auf Montana. Zwei altgediente Pferde, die ruhig und gelassen sind. Denn Ruhe brauchen die Reittiere: Die Kinder der Fröbelschule, die meist sowohl durch eine körperliche als auch durch eine geistige Behinderung beeinträchtigt sind, quietschen vor Freude und laufen aufgeregt über den Pferdehof. Ursula Schüßler selbst arbeitet schon seit 30 Jahren im integrativen Reiten, freut sich aber dennoch jeden Tag aufs Neue über den Spaß, den die Kinder mit ihren Pferden haben. Doch Spaß ist nicht das allein Entscheidende an diesem Projekt: Uta Berg, stellvertretende Schulleiterin der Fröbelschule erklärt: „Die Körperkoordination der Kinder beim Reiten ist wichtig. Die Muskeln müssen aktiviert und konzentriert eingesetzt werden. So wird auch das Gehirn stimuliert.“

Achtsamkeit steht im Vordergrund

„Es geht darum, einen eigenen Blick zu finden, den eigenen Stil zu entdecken,“ beschreibt Jutta Stocksiefen vom Fotografie Forum Frankfurt (FFF) den Ansatz der Junior Fotoworkshops. Mehrmals in den Ferien bietet das FFF viertägige Workshops  – seit einigen Jahren unterstützt durch die Dr. Marschner Stiftung – für Kinder und Jugendliche zu unterschiedlichen Themen der Fotografie an. In diesen Sommerferien dreht sich alles um Streetfotografie, aber auch Industriekultur oder Avantgarde standen schon im Fokus. Aus Kinderhäusern oder Horten in ganz Frankfurt kommen Gruppen im Alter zwischen 9 und 18 Jahren zu dem beliebten Projekt – manche gerne immer wieder. Alle Kinder und Jugendliche bekommen für die Dauer des Workshops eine eigene professionelle Kamera zur Verfügung gestellt. Bereits im Umgang mit dieser stehen Wertschätzung und Achtsamkeit im Vordergrund. Achtsamkeit bzw. ein achtsames Auge ist dann auch bei den täglichen Streifzügen durch das Stadtgebiet entscheidend. Jeder darf fotografieren, was er zum Thema entdeckt, ganz in Eigenregie und nur mit wenig Anleitung durch die Experten des FFFs. Am nächsten Tag wird dann gemeinsam mit dem professionellen Fotografen Wolfgang Zuborn eine Auswahl der Ergebnisse besprochen, ausgewertet oder auch kritisch reflektiert. Dies ist ein besonders wichtiger Teil der Workshops, da die jungen Teilnehmer in diesen Besprechungen oft unerwartet große Wertschätzung innerhalb der Gruppe erfahren und ihr eigenes kreatives Potenzial entdecken.

Klug, souverän, erstaunlich aktuell

Vor genau 200 Jahren erschien die Erstausgabe von Johann Wolfgang von Goethes „West-östlicher Divan“. Es gilt unter Experten als umfang- und auch facettenreichstes Gedichtensemble seines Gesamtwerkes. Das Frankfurter Goethe-Haus zeigt nun in der Ausstellung „,Poetische Perlen’ aus dem ,ungeheuren Stoff’ des Orients“ an 17 Gedicht-Beispielen – davon 14 in original Ausgaben – wie der Dichter für die Literatur und Kultur Persiens und Arabiens, insbesondere für den persischen Dichter Hafis entflammte und diese literarisch verarbeitete. Die Ausstellung, die unter anderem durch die Dr. Marschner Stiftung ermöglicht wurde, wird ergänzt durch sogenannte Palimpseste des zeitgenössischen Künstlers Axel Malik, der hiermit auf arabische Schreibübungen Goethes reagierte. Wie ist Goethe mit der Orientalik umgegangen? Wie verwandeln sich diese Einflüsse in Goethes Poesie? Wie so oft ist Goethe in dem herausragenden Alterswerk des „West-östlichen Divans“ seiner Zeit voraus bzw. von überraschender Aktualität: Die Gedichte entwerfen ein Oszillieren zwischen Osten und Westen, das Sprachen, Literaturen und Kulturen miteinander in Dialog bringt. „Wer heute, in unseren Zeiten der Globalisierung und weltweiten Vernetzung, aber auch der Konflikt zwischen ,westlicher’ und ,östlicher’ Welt, auf den ,west-östlichen Divan’ blickt, wird erstaunt sein, wie klug, souverän und aktuell Goethe dichtete…,“ so die Kuratorin der Ausstellung Anke Bosse. Bis 23. Oktober 2019.

Schätze aus dem Schutt

Die Frankfurter Kirche St. Leonhard hat seit ihrer Erbauung vor rund 800 Jahren viel gesehen und erlebt: Sie diente unzähligen Pilgern als Anlaufpunkt auf dem Weg nach Jerusalem, beherbergte tausende Obdachlose und sogar Gefangene in mehreren Kriegen und immer wieder wurden ihre Grundmauern vom nahegelegenen Fluß Main überschwemmt. Seit rund zehn Jahren nun wird der Kircheninnenraum aufwendig saniert und restauriert. Die wichtigsten und spannendsten Objekte, die der dabei durchsiebte Schutt ans Tageslicht beförderte, sind nun zu sehen: „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard“ heißt die aktuelle Ausstellung im Sakristeum und Dommuseum Frankfurt. Die dort präsentierten 70 Exponate bringen „die Geschichte St. Leonhards zum sprechen,“ so die Kuratorin Verena Smit. „Die Ausstellungsbesucher erhalten Einblicke hinter die Kulissen sowohl der Handwerker von damals als auch der heutigen Restaurierungsarbeiten.“ Die Ausstellung dokumentiert also nicht nur die Geschichte einer der schönsten Frankfurter Kirchen „von unten“ sondern sie legt auch einen starken Akzent auf die Aufgaben und die Methoden aktueller Mittelalterarchäologie und Denkmalpflege. Zu verdanken ist dies auch der engen inhaltlichen Zusammenarbeit des Dommuseums mit dem Archäologischen Museum Frankfurt, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und dem Denkmalamt der Stadt Frankfurt. Gefördert wurde die Ausstellung unter anderem von der Dr. Marschner Stiftung. Bis 19. Januar 2020.

Ein Museum hinterfragt sich selbst

„Was ist die Aufgabe eines Museums, der Kunst per se?“ – Diese Frage definiert die Direktorin Susanne Pfeffer als Ausgangspunkt der neuen Ausstellung im Museum MMK. Ermöglicht wurde die aktuelle Schau, die den einfachen aber dafür umso inhaltlich vielschichtigeren Titel „Museum“ trägt, von der Dr. Marschner Stiftung. „Ein Museum der Gegenwart muss immer ein anderes sein,“ ist im begleitenden Booklet zu lesen. Immer anders – weil unsere Gesellschaft sich im permanenten Wandel befindet und die Kunst auch ein Spiegel unsere jeweils aktuellen Gegenwart ist. Die gezeigten Werke, darunter Arbeiten aus der Sammlung, Neuproduktionen und internationale Leihgaben, beschäftigen sich somit auch mit den Grenzen der Gesellschaft und jedes einzelnen Individuums. Sie werfen Fragen zu Rassen- und Geschlechterkonflikten auf, beobachten das Verhältnis von Kultur versus Natur und sind selbst poetische wie humorvolle Bilder eines steten Wandels. Zu sehen sind Werke von über 35 Künstlern, wie Michael Asher, Joseph Beuys, Tracey Emin, Martin Kippenberger, Blinky Palermo, Rosemarie Trockel und Jeff Wall. In dieser vielfältigen Zusammenstellung und breitgefächerten Präsentation soll nicht die kritische Hinterfragung einer Institution an sich im Mittelpunkt stehen, sondern ihre Möglichkeiten. Bis 16. Februar 2020.

Zwischen Ordnung und Chaos

225 kleine weiße Holzscheiben, mit dünnen schwarzen Fäden in Reih und Glied an kleinen Motoren an der Decke befestigt, drehen sich unaufhörlich im Kreis. Im ersten Moment sehen sie alle gleich aus, doch jede hat sein eigenes Tempo, manche brechen kurzzeitig aus dem vorgegeben Rahmen aus, um sich dann – fast beschämt – wieder einzuordnen. „225 prepared dc-motors, 720m rope, wooden discs a 100 mm, 2019“ ist der Titel der Installation, die der Künstler Zimoun eigens für den Frankfurter saasfee*pavillon angefertigt hat. Der Hauptförderer dieser raumgreifenden Arbeit ist die Dr. Marschner Stiftung. Der international renommierte Schweizer Zimoun ist bekannt für seine ortsspezifischen Installationen, die häufig in Verbindung mit dem Begriff der Klangarchitektur gebracht werden. Er bewegt sich mit ihnen im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Individualität und Masse. Schlichte alltägliche oder industriell angefertigte Materialien, wie Karton, Holz oder Papier, werden dabei mit den physikalischen Verfahren der Rotation und Oszillation in Bewegung und zum Erklingen gebracht. Ein Betrachter findet sich in einem erlebbaren, emotional aufgeladenen Klangraum wieder. Bis 6. Juni 2019.

Schönheit macht Freude

Blau ist die Lieblingsfarbe aller Weltkulturen: Blau – wie ein sonniger, klarer Himmel; Blau – wie ein friedliches, ruhiges Meer. Dies hat zumindest der Grafikdesigner Stefan Sagmeister in Umfragen festgestellt. Deshalb ist Blau auch die Wandfarbe der aktuellen Ausstellung „Sagmeister & Walsh: Beauty“ im Museum angewandte Kunst in Frankfurt, deren Hauptförderer die Dr. Marschner Stiftung ist. Mit diesem Ausstellungsprojekt liefern der in New York lebende Sagmeister und seine Studiopartnerin Jessica Walsh ein visuell starkes, multimediales Plädoyer für die Lust am Schönen. Selbst Designer würden im Blick auf das Funktionale die Schönheit eines Produktes vergessen, so Sagmeister. Sie selbst würden versuchen auch beim Problem lösen einen schönen Moment in das Leben der Menschen zu bringen. Die Schau untersucht, warum sich Menschen von Schönheit angezogen fühlen und welche positiven Effekte Schönheit haben kann. Anhand von Beispielen aus den Bereichen Grafik, Produktdesign, Architektur und Stadtplanung demonstrieren Sagmeister & Walsh oft auch an interaktiven Stationen, dass schöne Objekte, Gebäude und Strategien nicht nur mehr Freude machen, sondern tatsächlich besser funktionieren. Bis 15. September 2019.

Das Leben als Projekt

„Inklusion ist zu 80 Prozent Haltung,“ so Ulrike Bach, Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte Martin-Luther-Park. Diese Haltung wird von ihr und ihrem Team jeden Tag aufs Neue gefordert. In der Offenbacher Kita gibt es fünf Integrationsgruppen für 3- bis 6-jährige Kinder, von diesen 75 Kindern haben 25 Behinderungen unterschiedlich schweren Grades. Seit 2014 gibt es zusätzlich noch drei U3-Gruppen mit maximal 30 Kindern. Hier sind in jeder Gruppe jeweils 3 Kinder mit Behinderung. Nicht nur die Eltern der behinderten Kinder suchen die Kita bewußt aus, alle Eltern, deren Kinder die Einrichtung besuchen, wissen genau, auf was sie sich einlassen. Wobei sich die Erwachsenen meist mehr Gedanken machen als die Kinder. Hier leben, spielen und lernen alle zusammen, mit viel Freiheit ohne Druck, der zum Beispiel bei integrativen Schulen oft vorhanden ist. Ulrike Bach erklärt: „Unser großes Kita-Projekt ist es, kein Projekt zu haben. Das Leben ist unser Projekt.“. So nehmen sie sich viel Zeit dem Alltag nachzuspüren: Wie funktioniert die Post, wie mähe ich einen Rasen? Die Kita hat ein großes Aussengelände, in dem es auch täglich Neues zu entdecken gibt. Doch ganz ohne spezielles Projekt geht es auch im Martin-Luther-Park nicht. Da der Bau der Kita nun einige Jahre zurück liegt, müssen die Gruppenräume nach und nach den aktuellen Sicherheits- und Hygienebedingungen angepasst werden. Dank unter anderem der Hilfe der Dr. Marschner-Stiftung, konnte dies bereits bei zwei Räumen umgesetzt werden, weitere warten auf ihren Umbau.

Mit einem Lachen helfen

Da stehen die Damen- und Herrenschuhe in Reih und Glied. T-Shirts, Blusen und Hemden sind ordentlich nach Größen geordnet und die neu gespendeten Kleidersäcke warten schon auf Durchsicht. In der tipp-topp geführten Kleiderstube „Harry Hansen“ ist immer viel zu tun. Aber die Leiterin Rosi Pfeiffer, die schon seit gut 15 Jahren mit dabei ist, kommentiert dies nur mit einem Lachen. Sie und ihre acht ehrenamtlichen Helferinnen kommen dienstags und donnerstags nachmittags, wenn die Kleiderstube des AWO Ortsvereins Bockenheim in der Leipziger Straße geöffnet hat, immer gerne. Denn hier wird nicht nur sortiert, gebügelt und eingeräumt, man spricht auch mit den Menschen, die hier, manche auch ganz regelmäßig, vorbei kommen. Für Familien, Obdachlose, Arbeitslose oder auch Studenten ist die Kleiderstube eine feste Institution. Jede Saison gibt es neue Ware, neben Kleidung auch unterschiedliche Accessoires oder etwa Schulranzen. Gespendet werden die Artikel z.B. von Haushaltsauflösungen oder Privatpersonen. Sonstige Kosten, wie etwa Miete, kann die Kleiderstube, die sich in den Kellerräumen eines ehemaligen Tonstudios des Songwriters Harry Hansen befindet, nur über Unterstützer wie etwa die Dr. Marschner Stiftung tragen. Ohne die ehrenamtlichen Helferinnen aber wäre es nicht machbar. Und diese schmieden bereits wieder neue Pläne für das 20jährige Jubiläum der Kleiderstube im kommenden Jahr.

Am Puls der Zeit

Das große Ziel, „daß die Fliegende Volksbühne einmal landen wird“, so Direktor Michael Quast, ist erstmal geschafft. Nach zehn Jahren auf Wanderschaft durch die unterschiedlichsten Spielstätten in Frankfurt erhält das Mundarttheater einen feste Platz und eröffnet am 19.9.2019 – unter anderem mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung – im neu renovierten, zum Teil denkmalgeschützten Cantate-Saal, in der Nachbarschaft zum Goethe-Haus. Auch wenn sich die Frankfurter nun über ein neues festinstalliertes Theater freuen können, ein vollfunktionierender Betrieb muss finanziert sein. Neben der hohen Innenstadtmiete, die zu stemmen ist, war das Theater mit der gesamten technischen Ausrüstung, über die Publikumsgarderobe, die Bestuhlung bis hin zum Pausengong neu auszustatten. Wichtig ist den Machern auch die „Hinwendung zum Publikum nicht nur von der Bühne aus“, unterstreicht Quast, und so soll bereits eine gemütliche Gastronomie im Foyerbereich atmosphärisch auf die Besucher wirken. Inhaltlich wird mit dem Goethe-Epos „Reineke Fuchs“ gestartet. Volkstümlich, komödiantisch, aber auch politisch brisant und am Puls der Zeit sind die Themen, die die Volksbühne interessieren. Neben 5 großen Premieren im neuen Haus gibt es einige spannende Extras, wie die sogenannte „Rauscher-Nacht“ oder das Figurentheater „Macbeth für Anfänger“. Ebenso kommen Familienstücke wie „Peterchens Mondfahrt“ oder Gastspiele wie die Jugend-Tanz-Performance „Wonderland“ auf die Bühne.

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