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Autor: Simone Krämer

Woher kommt der Flip-Flop?

Das Sprichwort „Zwei linke Füßen haben“ kennt jeder, doch dass es tatsächlich eine Zeit gab, in der kein linker und kein rechter Schuh getragen wurde, sondern nur eine Form – den sogenannten Wendeschuh – für beide Füße, dass weiß heutzutage kaum jemand mehr. „Seit wann gibt es einen rechten und linken Schuh?“ ist nur eine Frage, die die kulturwissenschaftlich hervorragend aufgearbeitete, spannende und manchmal auch zum Schmunzeln anregende Ausstellung „Step by Step. Schuh.Design im Wandel“ im Deutschen Ledermuseum in Offenbach untersucht. Durch die Dr. Marschner Stiftung ermöglicht, stellte das Museum, das selbst über eine weltweit einzigartige Schuhsammlung verfügt, eine wunderbare Schau mit Beispielen aus aller Welt und durch alle Zeiten zusammen. Woher kommt der Flip-Flop? Wie hat sich der Absatz entwickelt? Worin besteht der erotische Reiz bestimmter Schuhe? Zum einen thematisch zum anderen chronologisch gegliedert sind 150 ausgewählte Schuhpaare zu sehen. Es werden einzigartige Exponate aus der Sammlung des Hauses, wie etwa peruanische Sandalen von 300 – 200 v. Chr. und Kinderschuhe aus dem 18. Jahrhundert, zeitgenössischen Modellen namhafter Designern z.B. Jimmy Choo oder den aktuellen Kultobjekten „Adiletten“ gegenübergestellt. Der Besucher erfährt etwas über den Ursprung der berühmten roten Sohle der Louboutin-Pumps und lernt den Schuh als politisches sowie gesellschaftshistorisches Statement zu verstehen. Bis 21. Mai 2020.

Der Struwwelpeter kehrt Heim

Nach über 175 Jahren – davon 40 Jahre in der Schubertstrasse im Frankfurter Westend – kehrt die weltbekannte Figur des Struwwelpeters zurück an den Ort ihrer Erschaffung: In der Frankfurter Neuen Altstadt eröffnete in zwei Häusern am Hühnermarkt das neugestaltete Struwwelpetermuseum. Auf 600 Quadratmetern werden Geschichten über und um den optisch markanten, viel analysierten Jungen anhand von Buchausgaben, Kunst und Devotionalien illustriert. Drei interaktive Elemente wurden in die Dauerausstellung integriert und erlauben nicht nur Kindern den Struwwelpeter und Figuren wie Hans Guck-in-die-Luft oder Paulinchen spielerisch zu entdecken. Ermöglicht wurden diese sogenannten Geschichteninseln mit Hilfe der Dr. Marschner Stiftung. Auch um den Schöpfer der bis heute berühmten Figuren, den Psychiater Heinrich Hoffmann geht es in der Ausstellung, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. Zusätzlich bietet das Museum Raum für Sonderausstellungen. Ganz im Sinne Hoffmanns ist auch das integrative Konzept des Museum: In Kooperation mit der Frankfurter Werkgemeinschaft arbeiten dort Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Nicht nur reden sondern handeln

„Unser Ziel ist es, nicht nur über bedürftige Mädchen zu reden, sondern auch zu handeln,“ so Maneesorn Koldehofe, Leiterin des Frankfurter Mädchenbüros Milena. Seit 2016 bietet die Bildungs- und Integrationseinrichtung neben Deutschkursen für geflüchtete Frauen unter anderem auch Hausaufgabenbetreuung für Mädchen zwischen neun und 21 Jahren an. Die Dr. Marschner Stiftung finanziert hierfür nicht nur die personelle Unterstützung sondern vor allem auch das oft dringend notwendige Schulmaterial. Viele Eltern insbesondere alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern haben meist nicht die Möglichkeit, regelmäßig Hefte, Taschenrechner oder manchmal auch Schulbücher zu kaufen. Aktuell kommen 46 Mädchen auf vier Tage in der Woche verteilt nach der Schule ins Büro. Wobei Büro eigentlich der falsche Name ist: Für viele der Kinder, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ist ‚Milena‘ eine zweite Heimat geworden. Neben Hausaufgabenbetreuung, Hilfe bei Vorbereitungen auf Abschlussprüfungen oder auf Bewerbungsgespräche in extra Zimmern wird im gemütlichen Teil der Räumlichkeiten auch Mittag gegessen, gequatscht oder einfach mal gechillt.

17. Kinderuni erneut ein großer Erfolg

2019 ging die Kinder-Uni der Frankfurter Goethe-Universität mit erneuter Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung in die 17. Runde. Die Nachfrage und der Erfolg waren wieder enorm. Über 11.000 Kinder besuchten an den vier Programmtagen den Campus Westend. An den acht Vormittagsvorlesungen waren davon 9200 Plätze an Schulklassen aus dem gesamten südhessischen Raum vergeben. An den Nachmittagen war das Audimax von Kindern mit ihren Eltern nahezu voll besetzt. Alle bekamen einen „Studie-Ausweis“, durften Fragebögen zum jeweiligen Thema ausfüllen und tolle Preise gewinnen. Aber vor allem konnten die zukünftigen Studenten wieder spannende Vorträge hören und viele neue Sachen lernen: Los ging es mit der Meeresbiologin Angela Brandt, die mit den Kindern in die geheime Welt der Tiefsee abtauchte. Am zweiten Tag konnte man sich über die Anfänge des Kinos informieren. Danach lernten die Kinder das vielfältige jüdische Leben in Frankfurt kennen. Und zum Abschluss wurde der Tanz der Moleküle zum Thema „Wer stellt eigentlich Antibiotika her?“ vorgeführt.

Reiten stimuliert das Gehirn

Esila strahlt über das ganze Gesicht. Das neunjährige Mädchen besucht die Offenbacher Fröbelschule, eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und einer Abteilung für körperlich-motorische Entwicklung. Esila gehört außerdem zu einer Gruppe Kinder, die im Wechsel alle 14 Tage auf den integrativen Reitstall von Ursula Schüßler in Dietzenbach können. Dank der Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung ist der regelmäßige Transport der Schüler auf den Hof gewährleistet. Dort dürfen sie Pferde streicheln und natürlich auch reiten – montags auf Lotte und dienstags auf Montana. Zwei altgediente Pferde, die ruhig und gelassen sind. Denn Ruhe brauchen die Reittiere: Die Kinder der Fröbelschule, die meist sowohl durch eine körperliche als auch durch eine geistige Behinderung beeinträchtigt sind, quietschen vor Freude und laufen aufgeregt über den Pferdehof. Ursula Schüßler selbst arbeitet schon seit 30 Jahren im integrativen Reiten, freut sich aber dennoch jeden Tag aufs Neue über den Spaß, den die Kinder mit ihren Pferden haben. Doch Spaß ist nicht das allein Entscheidende an diesem Projekt: Uta Berg, stellvertretende Schulleiterin der Fröbelschule erklärt: „Die Körperkoordination der Kinder beim Reiten ist wichtig. Die Muskeln müssen aktiviert und konzentriert eingesetzt werden. So wird auch das Gehirn stimuliert.“

Achtsamkeit steht im Vordergrund

„Es geht darum, einen eigenen Blick zu finden, den eigenen Stil zu entdecken,“ beschreibt Jutta Stocksiefen vom Fotografie Forum Frankfurt (FFF) den Ansatz der Junior Fotoworkshops. Mehrmals in den Ferien bietet das FFF viertägige Workshops  – seit einigen Jahren unterstützt durch die Dr. Marschner Stiftung – für Kinder und Jugendliche zu unterschiedlichen Themen der Fotografie an. In diesen Sommerferien dreht sich alles um Streetfotografie, aber auch Industriekultur oder Avantgarde standen schon im Fokus. Aus Kinderhäusern oder Horten in ganz Frankfurt kommen Gruppen im Alter zwischen 9 und 18 Jahren zu dem beliebten Projekt – manche gerne immer wieder. Alle Kinder und Jugendliche bekommen für die Dauer des Workshops eine eigene professionelle Kamera zur Verfügung gestellt. Bereits im Umgang mit dieser stehen Wertschätzung und Achtsamkeit im Vordergrund. Achtsamkeit bzw. ein achtsames Auge ist dann auch bei den täglichen Streifzügen durch das Stadtgebiet entscheidend. Jeder darf fotografieren, was er zum Thema entdeckt, ganz in Eigenregie und nur mit wenig Anleitung durch die Experten des FFFs. Am nächsten Tag wird dann gemeinsam mit dem professionellen Fotografen Wolfgang Zuborn eine Auswahl der Ergebnisse besprochen, ausgewertet oder auch kritisch reflektiert. Dies ist ein besonders wichtiger Teil der Workshops, da die jungen Teilnehmer in diesen Besprechungen oft unerwartet große Wertschätzung innerhalb der Gruppe erfahren und ihr eigenes kreatives Potenzial entdecken.

Klug, souverän, erstaunlich aktuell

Vor genau 200 Jahren erschien die Erstausgabe von Johann Wolfgang von Goethes „West-östlicher Divan“. Es gilt unter Experten als umfang- und auch facettenreichstes Gedichtensemble seines Gesamtwerkes. Das Frankfurter Goethe-Haus zeigt nun in der Ausstellung „,Poetische Perlen’ aus dem ,ungeheuren Stoff’ des Orients“ an 17 Gedicht-Beispielen – davon 14 in original Ausgaben – wie der Dichter für die Literatur und Kultur Persiens und Arabiens, insbesondere für den persischen Dichter Hafis entflammte und diese literarisch verarbeitete. Die Ausstellung, die unter anderem durch die Dr. Marschner Stiftung ermöglicht wurde, wird ergänzt durch sogenannte Palimpseste des zeitgenössischen Künstlers Axel Malik, der hiermit auf arabische Schreibübungen Goethes reagierte. Wie ist Goethe mit der Orientalik umgegangen? Wie verwandeln sich diese Einflüsse in Goethes Poesie? Wie so oft ist Goethe in dem herausragenden Alterswerk des „West-östlichen Divans“ seiner Zeit voraus bzw. von überraschender Aktualität: Die Gedichte entwerfen ein Oszillieren zwischen Osten und Westen, das Sprachen, Literaturen und Kulturen miteinander in Dialog bringt. „Wer heute, in unseren Zeiten der Globalisierung und weltweiten Vernetzung, aber auch der Konflikt zwischen ,westlicher’ und ,östlicher’ Welt, auf den ,west-östlichen Divan’ blickt, wird erstaunt sein, wie klug, souverän und aktuell Goethe dichtete…,“ so die Kuratorin der Ausstellung Anke Bosse. Bis 23. Oktober 2019.

Schätze aus dem Schutt

Die Frankfurter Kirche St. Leonhard hat seit ihrer Erbauung vor rund 800 Jahren viel gesehen und erlebt: Sie diente unzähligen Pilgern als Anlaufpunkt auf dem Weg nach Jerusalem, beherbergte tausende Obdachlose und sogar Gefangene in mehreren Kriegen und immer wieder wurden ihre Grundmauern vom nahegelegenen Fluß Main überschwemmt. Seit rund zehn Jahren nun wird der Kircheninnenraum aufwendig saniert und restauriert. Die wichtigsten und spannendsten Objekte, die der dabei durchsiebte Schutt ans Tageslicht beförderte, sind nun zu sehen: „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard“ heißt die aktuelle Ausstellung im Sakristeum und Dommuseum Frankfurt. Die dort präsentierten 70 Exponate bringen „die Geschichte St. Leonhards zum sprechen,“ so die Kuratorin Verena Smit. „Die Ausstellungsbesucher erhalten Einblicke hinter die Kulissen sowohl der Handwerker von damals als auch der heutigen Restaurierungsarbeiten.“ Die Ausstellung dokumentiert also nicht nur die Geschichte einer der schönsten Frankfurter Kirchen „von unten“ sondern sie legt auch einen starken Akzent auf die Aufgaben und die Methoden aktueller Mittelalterarchäologie und Denkmalpflege. Zu verdanken ist dies auch der engen inhaltlichen Zusammenarbeit des Dommuseums mit dem Archäologischen Museum Frankfurt, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und dem Denkmalamt der Stadt Frankfurt. Gefördert wurde die Ausstellung unter anderem von der Dr. Marschner Stiftung. Bis 19. Januar 2020.

Ein Museum hinterfragt sich selbst

„Was ist die Aufgabe eines Museums, der Kunst per se?“ – Diese Frage definiert die Direktorin Susanne Pfeffer als Ausgangspunkt der neuen Ausstellung im Museum MMK. Ermöglicht wurde die aktuelle Schau, die den einfachen aber dafür umso inhaltlich vielschichtigeren Titel „Museum“ trägt, von der Dr. Marschner Stiftung. „Ein Museum der Gegenwart muss immer ein anderes sein,“ ist im begleitenden Booklet zu lesen. Immer anders – weil unsere Gesellschaft sich im permanenten Wandel befindet und die Kunst auch ein Spiegel unsere jeweils aktuellen Gegenwart ist. Die gezeigten Werke, darunter Arbeiten aus der Sammlung, Neuproduktionen und internationale Leihgaben, beschäftigen sich somit auch mit den Grenzen der Gesellschaft und jedes einzelnen Individuums. Sie werfen Fragen zu Rassen- und Geschlechterkonflikten auf, beobachten das Verhältnis von Kultur versus Natur und sind selbst poetische wie humorvolle Bilder eines steten Wandels. Zu sehen sind Werke von über 35 Künstlern, wie Michael Asher, Joseph Beuys, Tracey Emin, Martin Kippenberger, Blinky Palermo, Rosemarie Trockel und Jeff Wall. In dieser vielfältigen Zusammenstellung und breitgefächerten Präsentation soll nicht die kritische Hinterfragung einer Institution an sich im Mittelpunkt stehen, sondern ihre Möglichkeiten. Bis 16. Februar 2020.

Zwischen Ordnung und Chaos

225 kleine weiße Holzscheiben, mit dünnen schwarzen Fäden in Reih und Glied an kleinen Motoren an der Decke befestigt, drehen sich unaufhörlich im Kreis. Im ersten Moment sehen sie alle gleich aus, doch jede hat sein eigenes Tempo, manche brechen kurzzeitig aus dem vorgegeben Rahmen aus, um sich dann – fast beschämt – wieder einzuordnen. „225 prepared dc-motors, 720m rope, wooden discs a 100 mm, 2019“ ist der Titel der Installation, die der Künstler Zimoun eigens für den Frankfurter saasfee*pavillon angefertigt hat. Der Hauptförderer dieser raumgreifenden Arbeit ist die Dr. Marschner Stiftung. Der international renommierte Schweizer Zimoun ist bekannt für seine ortsspezifischen Installationen, die häufig in Verbindung mit dem Begriff der Klangarchitektur gebracht werden. Er bewegt sich mit ihnen im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Individualität und Masse. Schlichte alltägliche oder industriell angefertigte Materialien, wie Karton, Holz oder Papier, werden dabei mit den physikalischen Verfahren der Rotation und Oszillation in Bewegung und zum Erklingen gebracht. Ein Betrachter findet sich in einem erlebbaren, emotional aufgeladenen Klangraum wieder. Bis 6. Juni 2019.