Egon Schiele verstand sich als einen visio­nä­ren und prophe­ti­schen Künst­ler, František Kupka schuf einen von spiri­tis­ti­schen Leit­li­nien durch­drun­ge­nen abstrak­ten Malstil, Joseph Beuys rief mit seiner Theo­rie der „Sozia­len Plas­tik“ die Menschen dazu auf durch krea­ti­ves Handeln zum Wohl der Gemein­schaft beizu­tra­gen, und Frie­dens­reich Hundert­was­ser war ein Umwelt­ak­ti­vist, dessen Spira­len-Bilder im Wesent­li­chen einem ganz­heit­li­chen Denken entspran­gen. Diese wegwei­sen­den künst­le­ri­schen Haltun­gen und Entwick­lun­gen wären ohne den Kontakt zu verschie­de­nen „Prophe­ten“ nicht entstan­den. Einige waren Künst­ler-Natu­ris­ten, andere neuzeit­li­che Chris­tus­ge­stal­ten und wieder andere betrach­te­ten sich als Sozi­al­re­vo­lu­tio­näre. Ihre Bedeu­tung für die Kunst der Moderne ist in weiten Teilen eine uner­zählte Geschichte geblie­ben. Ihre Namen – Karl Wilhelm Diefen­bach, Gusto Gräser, Gustav Nagel sowie Fried­rich Muck-Lamberty und Ludwig Chris­tian Haeus­ser – sind heute fast in Verges­sen­heit gera­ten. Zu ihren Lebzei­ten waren sie jedoch bei einem brei­ten Publi­kum und in Avant­garde-Krei­sen weit­hin bekannt. Auch Künst­ler und Intel­lek­tu­elle bewun­der­ten sie, wenn auch oft unter vorge­hal­te­ner Hand.

Die SCHIRN widmete diesem Thema eine groß ange­legte Ausstel­lung mit rund 400 Werken mehre­rer Künst­ler wie Egon Schiele, František Kupka, Johan­nes Baader, Hein­rich Voge­ler, Joseph Beuys, Jörg Immen­dorff oder Frie­dens­reich Hundert­was­ser sowie viel­fäl­ti­gen Doku­men­ta­ti­ons­ma­te­ria­lien. Die Ausstel­lung deckte nicht nur Kausa­li­tä­ten auf, sie zog auch uner­war­tete Verbin­dungs­li­nien und bettete die Prophe­ten und die künst­le­ri­sche Avant­garde in einen weit­rei­chen­den sozial-histo­ri­schen Kontext ein.

Die Dr. Marschner Stiftung unterstützte 2015 die Ausstellung als Hauptförderer.