Als „merkwürdig“ im doppelten Sinne werden die Werke von Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907) oft bezeichnet: Merkwürdig, seltsam, anders und eigenwillig – so zeigte die berühmte Vertreterin der Klassischen Moderne nicht nur sich selbst in ihren faszinierenden Selbstporträts, sondern oft auch Freunde und Verwandte, die sie in schonungsloser Direktheit darstellte. Merkwürdig, aber auch im Sinne von denkwürdig, im Gedächtnis bleibend – denn die im Motiv als auch im malerischen Duktus außergewöhnlichen, überzeitlichen Arbeiten sind bis heute einzigartig und ziehen Betrachter und Betrachterinnen in ihren Bann. Nicht schön und gefällig sind die prägnanten Bilder Modersohn-Beckers, sondern radikal, rigoros und überraschend. 116 Gemälde und Zeichnungen sind nun in der großen Retrospektive „Paula Modersohn-Becker“ der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu sehen. Die Ausstellung, die mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung realisiert wurde, versammelt Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin in Frankfurt, darunter Hauptwerke, die heute als Ikonen der Kunstgeschichte gelten. Die Gesamtschau zeigt wie entschieden sie sich über gesellschaftliche und künstlerische Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzte und zentrale Tendenzen der Moderne vorwegnahm. In ihrem kurzen Leben schuf sie ein umfassendes und facettenreiches Œuvre, das über 100 Jahre zur Projektionsfläche wurde und bis heute fasziniert. Bis 6. Februar 2022.

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