Der Box-Club Nordend gehört zu den erfolgreichsten hessischen Boxsportvereinen. Geschäftsführer Bernd Hackfort leitet zudem seit 2013 eine Leistungssportgruppe für Mädchen und junge Frauen. Das neueste Projekt des Vereins – welches von der Dr. Marschner Stiftung gefördert wird – startet direkt nach den Sommerferien und wird speziell jugendliche Schulverweigerer, Mädchen und Jungs, mit und ohne Migrationshintergrund, fördern. Kernaufgabe des Projekts ist die Wiedereingliederung in das Schulsystem – doch dafür wird erst einmal die Stärkung der Sozialkompetenzen der Jugendlichen sowie eine Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit nötig sein. Auf die persönlichen Bedürfnisse der jungen Menschen ist das Vorhaben ebenso angelegt wie auf deren schulische Nachhilfe, es wird Workshops und Ausflüge geben sowie natürlich regelmäßige Sportangebote.

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Ein Gespräch mit Bernd Hackfort, Geschäftsführer des Box-Club Nordend Offenbach und seiner Frau Zdravka Hackfort.
Mitten im Hafengebiet Offenbach befindet sich der BC Nordend, es wird überall gebaut und dies gehört leider zu dem großen Problem des Vereins. Dazu werden mir Bernd Hackfort und seine Frau später noch mehr erzählen. Zum Gespräch empfangen mich beide in den Räumlichkeiten für die Halbtagsbetreuung. Ab dem frühen Nachmittag trudeln hier die Grundschulkinder, die sogenannten Bambinis, ein.
Das Konzept des Box-Club entstand aus dem Boxprojekt Offenbach und hatte primär zum Ziel, überwiegend sozial auffällige Jugendliche bei Entwicklungsprozessen zu unterstützen und ihnen zu ermöglichen, auf Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten zu verzichten. Durch die Teilnahme am Boxen lernen die Jugendlichen Pünktlichkeit, Disziplin, Respekt und gegenseitige Wertschätzung. Außerdem erleben sie meist zum ersten Mal durch die sportliche Betätigung eine andere Methode ihre Wut und Aggression zu kanalisieren. Das Boxprojekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hessischen Jugendarbeitspreis, dem Oddset Zukunftspreis des Hessischen Sports und dem Hanse Merkur Preis für Kinderschutz. Auf dieser Basis wurde der Box-Club Nordend gegründet.
Dann fiel dem Ehepaar Hackfort auf, dass viele Jugendliche im Schlepptau ihrer kleinen Geschwister zum Training kamen, auf die sie aufpassen sollten. So entstand die Idee, mit den Jüngeren eine Halbtagsbetreuung aufzubauen, damit alle sinnvoll beschäftigt waren. Mittlerweile ist die Anzahl der sozialen Begleitprojekte und Aktivitäten des Vereins, der als Beispiel für gelungene Integrationsarbeit gilt, nahezu unüberschaubar geworden. Dazu zählen seit mittlerweile schon 11 Jahren die Hausaufgabenhilfe finanziert vom Förderverein Sicheres Offenbach, die Kinderbetreuung in Kooperation mit dem Förderverein der Goetheschule und der Main-Arbeit Offenbach, die Berufs-, Bildungs- und Bewerbungshilfe, seit sechs Jahren ein Boxtraining in der JVA in Preungesheim als Resozialisierungsmaßnahme, sowie verschiedene Boxprojekte mit dem Jugendbildungswerk der Stadt Offenbach und dem Jugendamt. Wer sich einen genauen Überblick verschaffen möchte, dem empfiehlt sich ein Blick auf die Website des Vereins
Bei all diesen Aktivitäten zählt der Box-Club Nordend zu den erfolgreichsten hessischen Boxsportvereinen. Bernd Hackfort leitet zudem seit 2013 eine Leistungssportgruppe für Mädchen und junge Frauen. Es geht dabei nicht nur darum, sogenannte Problemjugendliche von der Straße zu holen, sondern gezielt Talente zu fördern und ihnen über den Verein einen Familienersatz in der Erziehungshilfe zu bieten. Der Erfolg gibt Bernd Hackfort Recht, die jungen Mädchen ziehen das tägliche Training, verbunden mit der täglichen Hausaufgabenhilfe, diszipliniert durch und haben schon internationale Erfolge vorzuweisen.
Das neueste Projekt – welches von der Dr. Marschner Stiftung gefördert wird – startet direkt nach den Sommerferien und wird speziell jugendliche Schulverweigerer, Mädchen und Jungs, mit und ohne Migrationshintergrund, fördern. Kernaufgabe des Projekts ist die Wiedereingliederung in das Schulsystem – doch dafür wird erst einmal die Stärkung der Sozialkompetenzen der Jugendlichen sowie eine Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit nötig sein. Auf die persönlichen Bedürfnisse der jungen Menschen ist das Vorhaben ebenso angelegt wie auf deren schulische Nachhilfe, es wird Workshops und Ausflüge geben sowie natürlich regelmäßige Sportangebote. Damit und durch intensive Gespräche wird sich das Team des Vereins vier Stunden täglich auf einer persönlichen Ebene mit den Jugendlichen auseinandersetzen. Das schafft Vertrauen – darin sehen die Hackforts den Schlüssel für die Persönlichkeitsbildung Jugendlicher. Herauszuheben ist hierbei die enge Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt Offenbach, welches die einzelnen Teilnehmer direkt in das Projekt vermitteln wird.

Generell ist das riesige Engagement des Ehepaars Motor und Seele des gesamten Vereins, doch bald wird der Box-Club Nordend aus dem Räumlichkeiten ausziehen müssen, die Bagger stehen quasi vor der Tür. Im Moment gibt es noch keine Alternative, die sich der BC  Nordend leisten kann. Frau Hackfort hofft sehr, dass sich bald eine Lösung findet. Sie sorgt sich um ihre Schützlinge. Denn wer kümmert sich dann um die Kinder und Jugendlichen, die hier so gut versorgt und betreut werden? Es wäre wohl als beschämend zu nennen, wenn diese vorbildliche Initiative aufgegeben werden müsste. Wer dem Verein zum Beispiel mit bezahlbaren Räumlichkeiten helfen möchte, kann sich daher direkt telefonisch oder schriftlich an Bernd Hackfort unter b.hackfort@gmx.de wenden.

von Petra Kappler
Juli 2017