Schüler aus Frankfurt feiern feste

Schüler aus ganz Frankfurt sind zum Kinderliedermacherfestival in den Holzhausenpark gekommen. Foto: © Dr. Marschner Stiftung
„Welcher Bär ist der beste Bär? Natürlich, der Gummibär!“ Darüber sind sich alle einige: Alle Kinder, die sich zu den Fensterkonzerten im Holzhausenpark zusammengefunden haben und natürlich die Musiker des Kinderliedermacherfestivals, die mit ihren Mitmachsongs die Kinder zum Singen, Tanzen und Jubeln animieren. Das Kinderliedermacherfestival feiert seinen 20. Geburtstag und rund 3000 Kinder feiern mit. Nach einer Workshopwoche, in der vier Musiker um den Festivalgründer Georg FERRI Feils in Grundschulen in ganz Frankfurt ihre Musik schon den Kindern nahe gebracht haben, ist der Höhepunkt des Festivals eine Konzertwoche, in der die Kinderliedermacher zweimal am Tag aus den Fenstern des Holzhausenschlösschens für die angereisten Schüler im Park spielen. „Feste Feiern!“ ist der Titel des Jubiläumsfestivals, das unter anderem von der Dr. Marschner Stiftung unterstützt wird, und das nicht nur für Frankfurter Schüler gedacht ist, sondern mit den öffentlichen und kostenfreien Wochenendkonzerten alle Familien in Frankfurt zum Singen und Tanzen bringen möchte.
Bepflanzung für das Stadtgebiet

Jetzt ist die beste Zeit die Setzlinge für den Sommer einzupflanzen. Foto: © Dr. Marschner Stiftung
Pferdemist ist mit der beste Dünger und hält die Erde auch an heißen Tagen feucht. Eine Erkenntnis, die die Frankfurter GemüseheldInnen nicht nur selbst immer wieder nutzen können, sondern die sie auch interessierten Erwachsenen, Kindern und Schülergruppen weitergeben. Die GemüseheldInnen sind bis zu 250 ehrenamtlich tätige Frankfurter und Frankfurterinnen, die sich als sozial-ökologisches Projekt verstehen und durch ihre Arbeit Biodiversität, gesundes regionales Essen und besonders auch eine Gemeinschaft unter den Mitmachenden fördern wollen. In aktuell 19 Gärten und Permakulturinseln im Frankfurter Stadtgebiet verteilt, bauen sie Obst, Gemüse und Kräuter an. Hierbei konzentrieren sie sich auf bodenaufbauende und regenerative Methoden. Durch den Einsatz von Mischkulturen und saisonübergreifender Kulturfolge erreichen sie eine lebendige Bepflanzung über alle vier Jahreszeiten hinweg. Die Dr. Marschner Stiftung unterstützt das Vorhaben in diesem Jahr durch den Ankauf der Sommer-Jungpflanzen und des notwendigen Saatgutes.
Standing Ovations für innovative Orchestermusik

Das Capitol Symphonie Orchester begleitet mit der neuen Partitur von Ludger Vollmer den einhundert Jahre alten Stummfilm „The Lost World“. Foto: © Dr. Marschner Stiftung
„The Lost World“, 100 Minuten, Stummfilm, 1925 – kein verlorenes Meisterwerk, aber eine fast vergessene, cineastische Perle. Beinahe einhundert Jahre später kommt es zu einer neuen Uraufführung des Werkes im Capitol Theater Offenbach. Das Entscheidende hierbei ist nicht der Film selbst, sondern eine vollkommen neue Partitur des Komponisten Ludger Vollmer, die durch das Capitol Symphonie Orchester, unter dem Dirigenten Stefanos Tsialis, zum ersten mal live vor Publikum gespielt wird und die Aufführung des Stummfilms begleitet. Die Aufzeichnung und Veröffentlichung der Produktion wurde durch die Dr. Marschner Stiftung ermöglicht. Wie entscheidend diese innovative Stummfilmpartitur das Gesamtwerk beeinflusst, erläutert der Komponist selbst: „Musik kann in Verbindung mit Bildern sehr stark, dramatisierend und emotionalisierend wirken und die Wahrnehmung des Films bedeutend verändern.“ Wie gut dies bei „The Lost World“ funktionierte, wurde durch die Standing Ovations im Offenbacher Capitol deutlich.
Eine Chance für Nachwuchstalente – And This is Us 2023

Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein, 2023, mit den Werken „Views” und „Blessed 2” von Sonja Rychkova, Foto: Wolfgang Günzel; © Frankfurter Kunstverein, Courtesy: the artist
2023 ermöglicht die Dr. Marschner Stiftung die vierte Ausgabe des zweijährigen Ausstellungsformates „And This is Us – Junge Kunst aus Frankfurt“ im Frankfurter Kunstverein. Von der ersten Ausgabe an war die Stiftung Partner dieser Reihe, die sich über die Jahre zu einem Fixpunkt in der Kulturlandschaft der Mainmetropole entwickelt hat. Aufstrebende Künstlerinnen und Künstler aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet ermöglicht „And This is Us“ regelmäßig die Möglichkeit einer musealen Darstellungsform. In diesem Jahr bekommen elf Nachwuchstalente die Chance, ihre Arbeit einem breiten Publikum zu präsentieren und dabei ihre eigene Position zur Geltung zu bringen: BesucherInnen und Besucher treffen auf Videos, Installationen oder Malerei. Der thematische Bogen erstreckt sich von der eigenen Suche nach Identität, über Porträtstudien bis hin zu aktuellen politischen Geschehnissen. Bis 11. Juni 2023.
Den Finger in gesellschaftliche Wunden legen

Niki de Saint Phalle, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023, Foto: Norbert Miguletz
Das Publikum trifft auf die Werke einer Visionärin, einer Revolutionärin und einer Autodidakten. Es lernt eine Frau kennen, die ihre ganze schöpferische Kraft in ihrer Arbeit umsetzte und die hintersinnig erfinderisch den Finger in gesellschaftliche Wunden legte. In der Ausstellung „Niki de Saint Phalle“, die dank der Förderung der Dr. Marschner Stiftung verwirklicht werden konnte, beleuchtet die Schirn Kunsthalle Frankfurt das vielfältige Œuvre der französisch-amerikanischen Künstlerin mit rund 100 Exponaten. Sie gibt einen Überblick über das facettenreiche Werk in seiner unverwechselbaren Formensprache. Niki de Saint Phalle (1930-2002) zählt als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation. Die „Nanas“, ihre bunten, großformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen. Doch die Schirn möchte das weit darüberhinaus gehende Spektrum ihrer Arbeit hervorheben und stellt so etwa ihre legendären „Schießbilder (Tirs)“ in den Fokus der Schau. Bis 21. Mai 2023, Schirn Kunsthalle Frankfurt.
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Viele schlaue Fragen endlich wieder in Präsenz

Dr. Sebastian Hoehl, Dr. Christoph Königs und Professorin Sandra Ciesek (von links) wissen wie das mit dem Impfen geht. Foto: Uwe Dettmar, Copyright: Goethe-Universität Frankfurt
Eine so gut besetzte Vorlesung würde sich manch ein Professor wünschen: 8500 wissbegierige Kinder besuchten vom 4. bis 7. Oktober die Kinder-Uni der Goethe-Universität auf dem Frankfurter Westend Campus. Das Auditorium war brechend voll und die Stimmung war prächtig. Lange genug hatten die Schüler aus ganz Frankfurt und Umgebung auf die spannenden Vorträge warten müssen: 2020 wurde die beliebte Reihe pandemiebedingt abgesagt; ein Jahr später konnte sie nur im Onlineformat stattfinden. 2022 nun wieder endlich in Präsenz und mit hochaktuellen Themen: „Wie schließt man Frieden.“, „Wofür braucht ein Computer Strom.“ oder „Was passiert beim Impfen.“ Auch in diesem Jahr ist es den unterschiedlichen Experten gelungen, hochkomplexe Themen kindgerecht aufzuarbeiten und darzustellen. Die Belohnung waren viele schlaue Fragen und donnernder Applaus. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich sehr, dieses wunderbare Projekt mit umsetzen zu dürfen und konnte die Förderung bereits bis 2025 verlängern.
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Verrätselte Kurzgeschichten

Judith Hermann während der Frankfurter Poetikvorlesung. Foto © Dettmar/Goethe-Universität Frankfurt, 2022
Die traditionsreiche Frankfurter Poetikvorlesung, die im Rahmen der Stiftungsgastdozentur Poetik der Goethe-Universität stattfindet, ist bundesweit eine Institution. 1959 beginnend mit Ingeborg Bachmann, waren bereits namhafte Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie Heinrich Böll, Christa Wolf, Günter Grass und Juli Zeh zu Gast. Nach pandemiebedingter mehrmaliger Verschiebung gibt nun im Sommersemester 2022 Judith Hermann Einblick in die Arbeit eines Schriftstellers. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich, dass sie die Verwirklichung der Vorlesung unterstützen konnte. Judith Hermann gehört durch Erzählbände wie „Nichts als Gespenster“ (2003) oder „Lettipark“ (2016) zur ersten Reihe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sich selbst treu bleibend führt die pointierte Erzählerin die Zuhörer im Audimax der Universität weniger in das Handwerk eines Schriftstellers ein, sondern zieht sie vielmehr mit einer atmosphärisch verrätselten Kurzgeschichte in ihren Bann. Diese trägt Hermann auf vier Abendtermine verteilt, abschnittsweise in der frei zugänglichen Lesung vor. Ergänzt wird die Poetikvorlesung von wissenschaftlichen Vorträgen als Begleitprogramm. Der UniReport der Universität veröffentlichte ein Interview und Artikel zur Vorlesung. 2023 wird die Lesung mit Clemens J. Setz fortgesetzt.
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Ein Satellit für Frankfurt

Der Satellit – Ein Pavillon für Kunst und Musik im Tiefgarten am Eschenheimer Turm. Foto © saasfee*, 2022
Der saasfee*pavillon im Hinterhof der Bleichstraße 66 ist seit Jahren ein außergewöhnlicher Kunst- und Ausstellungsraum in der Frankfurter Innenstadt, in dem das Künstlerkollektiv saasfee* Bildende Kunst, Performance, neue elektronische Musik, sowie rauminstallative und mediale Inszenierungen zeigt. Ebenso wie die gesamte Kulturszene der Stadt durch die Corona-Pandemie eingeschränkt, reagierte das Künstlerkollektiv und schuf auf Dauer ein angepasstes Konzept im angrenzenden Außenraum. Mit der Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung baute das Kollektiv einen kleinen Pavillon auf einer Hochebene des Bürgergartens am Eschenheimer Turm, den Satelliten, und erweiterte so ihren Wirkungskreis in den öffentlichen, städtischen Bereich. Der knapp 20 qm große, schmale Satellit ist Spiel- und Begegnungsstätte für Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker und steht bei speziellen Events den Besuchern von saasfee* und des Parks offen. Der Satellit beherbergt neben einer kleinen Bar, insbesondere Technik für spontane Konzerte und räumliche Inszenierungen und präsentiert über die in den Park gerichtete Fensterfront künstlerische Arbeiten.
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Ein Ort der Begegnung: Das neue Foyer der Alten Oper

Das neue „Clara Schumann Foyer“, Foto: Stadt Frankfurt/Salome Roessler
Ein Raum für Begegnungen, Mittagskonzerte oder einfach zum Verweilen – der neugestaltete Eingangsbereich in der Ebene 2 der Frankfurter Alten Oper ist mehr als nur ein Foyer. Pünktlich und passend zum 40-jährigen Jubiläum des deutschlandweit bekannten Konzerthauses wurde das nun neu betitelte „Clara Schumann Foyer“ nach rund sieben Jahren Bauzeit wiedereröffnet. Ermöglicht wurde die Neugestaltung vor allem durch die Förderung der Dr. Marschner Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung, die insgesamt eine Million Euro zur Verfügung stellten. Das Zentrum des hellen, modernen und elegant ausgestatteten Raumes bildet eine Rundumbar. Mehrere Medienflächen wurden integriert und eine Raumtrennung zur individuellen Nutzung ist möglich. Durch optisch erhöhte Decken scheint das Foyer insgesamt weniger gedrungen, vielmehr dynamisch und weit greifend. Das Clara Schumann Foyer – eine weitere Bereicherung in der Frankfurter Kulturlandschaft, nicht nur für Liebhaber der Klassischen Musik.
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Gesundheit ermöglichen

Medizinische Unterstützung für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz. Foto: D. Skierski, Copyright Caritas Offenbach
Individuelle Betreuung für Menschen, die nur schwer Zugang zu gesundheitlicher Versorgung finden, bietet die Caritas Straßenambulanz Offenbach. Krankenschwestern der Straßenambulanz sind zum Beispiel im ganzen Stadtgebiet unterwegs und suchen Männer und Frauen auf, die durch das Raster des Gesundheits- und Sozialsystems gefallen sind. Finanziell unterstützt werden sie bei diesem Projekt von der Dr. Marschner Stiftung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenambulanz versorgen und beraten im mobilen und stationären Einsatz, bauen Vertrauensbeziehungen auf und begleiten langfristig auf dem Weg zu mehr Stabilität und gesellschaftlichem Anschluss. So gelingt es ihnen den Menschen am Rand der Stadt und der Gesellschaft wieder ein Gesicht zu geben. Die Motivation für diese herausragende Aufgabe: „Mit unserer Arbeit wollen wir die Gesundheit von Menschen in Not schützen, diesen ein Stück Lebensqualität zurückgeben und ihnen bei der Wiedereingliederung in das Sozialsystem zur Seite stehen.“
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Druckkunst erlebbar machen

Dominik Gußmann, kommissarischer Leiter der Druckwerkstatt. Copyright Foto: Thomas Lemnitzer
In diesem Jahr wäre der Erfinder der lithographischen Druckkunst Alois Senefelder 250 Jahre alt geworden. Von Offenbach aus wurde die von ihm entwickelte Lithographie als kommerzielle Drucktechnik bereits ab 1800 in die ganze Welt getragen und bis heute gibt es dort Industriezweige, die Druckmaschinen und Farbe herstellen. Grund genug, um in Offenbach – mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung – die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ zu eröffnen. Dort können nicht nur druckgrafisch künstlerische Projekte umgesetzt werden, auch werden museumsrelevante Inhalte für ein Publikum aufgearbeitet und vermittelt. Insbesondere für Kinder und Jugendliche soll die spannende Geschichte und volle Bandbreite grafischer Techniken unter anderem in einem speziellen Workshop-Programm erlebbar gemacht werden.
Die Dr. Marschner Stiftung sprach mit Dominik Gußmann, kommissarischer Leiter der Druckwerkstatt.
Zum Interview
DMS: Herr Gußmann, warum sind Sie der richtige Mann für die „Druckwerkstatt im Bernardbau“?
DG: Seit meinem Studienbeginn an der Hochschule für Gestaltung Offenbach war es die Druckgrafik, die im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit stand. Dabei waren es zunächst die diversen Verfahren der Radierung, auf die ich mich in der Druckwerkstatt der HfG konzentrierte. Nach einiger Zeit kam als zweites Medium die Lithographie, also der Steindruck, hinzu. Im Rahmen meines Promotionsprojektes, das sich mit der Handschriftlichkeit in der historischen und zeitgenössischen Druckgrafik auseinandersetzt, absolvierte ich ein Auslandssemester an der Akademie der bildenden Künste Wien. Dort intensivierte sich die Beschäftigung mit der Lithographie weiter. Der Steindruck entwickelte sich so zu einem meiner Hauptausdrucksmittel. Seit 2017 führe ich die historische Stangenpresse im Haus der Stadtgeschichte Offenbach vor. Dabei handelt es sich um einen Nachbau der ersten Lithographiepresse Alois Senefelders. Im Rahmen meiner eigenen künstlerischen Arbeit versuche ich Wege zu finden, auch fotografische und digital erzeugte Bilder in den „klassischen“ Steindruck zu integrieren.
DMS: Was ist Ihre dortige Aufgabe?
DG: Im September 2019 bin ich durch das Haus der Stadtgeschichte Offenbach für die Planung und Realisierung der „Druckwerkstatt im Bernardbau“ hinzugezogen worden und habe so im vergangenen Jahr, zusammen mit der Kuratorin im Haus der Stadtgeschichte Katja M. Schneider, die Werkstatt durch alle ihre Phasen der Entstehung begleitet. Meine Aufgabe war zunächst die im Haus der Stadtgeschichte eingelagerte Schenkung „Grafische Werkstatt für Technik und Kunst“ von Klaus Kroner zu sichten. Diese bildet den Grundstock für die „Druckwerkstatt im Bernardbau“. Im Weiteren war mein Aufgabenfeld ein Konzept für die räumliche Aufteilung der Werkstatt zu erstellen, später die Koordination der HandwerkerInnen und die Organisation der Maschinen-, bzw. Druckpressentransporte. Dabei handelt es sich u. a. um eine Krause-Kniehebelpresse für Lithographie des Druckgrafikers Walter Schautz und um die Dauerleihgabe der manroland sheetfed GmbH (zwei historische Buchdruckpressen und eine Kniehebelpresse für Lithographie). Unser Vorgehen im Realisierungsprozess begründete sich auf zahlreiche Gespräche mit diversen Fachleuten für die unterschiedlichen Bereiche der Werkstatt. Hier sind vor allem Eckhard Gehrmann (Lithograph und Mitglied des Vorstands der Internationalen Senefelder Stiftung) und Volker Steinbacher (Werkstattleitung der Freien Druckgrafik HfG) unter vielen anderen zu nennen. Während der Umsetzung der Arbeitszeile für den Bleisatz waren es vor allem die MitarbeiterInnen des Klingspor Museums, die federführend tätig waren. Auch die Erarbeitung eines ersten Finanzierungsplans für zukünftige Workshops oblag mir. Seit Januar 2021 bin ich nun vor allem mit der Erprobung von Arbeitsabläufen und dem Erarbeiten von Workshopangeboten beschäftigt, die aufgrund der Corona-Pandemie aber momentan leider noch nicht stattfinden können.
DMS: Was ist der historische Hintergrund für die Ansiedlung der Druckwerkstatt in Offenbach?
DG: Die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Hauses der Stadtgeschichte Offenbach und des Klingspor Museums. Die Museen stehen im Kern für die Geschichte der Lithographie und die Geschichte der Schriftgießerei hin zum Schwerpunkt Künstlerbuch. Die Druckhistorie der Stadt Offenbach basiert zum einen darauf, dass Offenbach der Standort der Schriftgießerei „Gebr. Klingspor“ war und zum anderen, dass die 1798 von Alois Senefelder entwickelte Lithographie von hier aus als kommerziell genutzte Drucktechnik in alle Welt getragen wurde. Später entstanden in Offenbach große Industriezweige, die Druckmaschinen und Farben herstellten. Bis zum heutigen Tag produziert die manroland sheetfed GmbH Bogenoffsetdruckmaschinen in Offenbach. Daraus ergeben sich die zwei künstlerisch-technischen Schwerpunkte der Werkstatt: Lithographie und Hochdruck / Buchdruck, kombiniert mit den Möglichkeiten Künstlerbücher zu entwerfen und zu binden.
DMS: Was macht die künstlerische Technik der Lithographie aus?
DG: Das Hauptmerkmal der Lithographie ist, dass die Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks größer sind, als bei allen anderen Formen der künstlerischen Druckgrafik. So lassen sich Motive zum einen auf rein zeichnerische Weise umsetzen, so, dass das Resultat wie eine Bleistift- oder Kreidezeichnung wirken kann. Zum anderen ist durch die Benutzung von Lithographietuschen, oder anderer fetthaltiger Substanzen, eine expressiv-malerische Umsetzung möglich. So reihen sich etwa die zahlreichen Lithographien des Malers K.O. Götz nahtlos in dessen großformatige Informell-Gemälde ein. Auch fotografische und digital erzeugte Bilder lassen sich in die Lithographie übertragen und mit malerischen Formen des Steindrucks kombinieren.
DMS: Welche Highlights erwarten die Besucher der Druckwerkstatt?
DG: Neben der wichtigen Aufgabe der Werkstatt die museumsrelevanten Inhalte für das Publikum praktisch erfahrbar zu machen, ist eine Besonderheit der „Druckwerkstatt im Bernardbau“ die Möglichkeit komplexe druckgrafische künstlerische Projekte, bis hin zum Künstlerbuch in Kleinauflage, zu realisieren. Das bedeutet, dass verschiedene grafische Verfahren miteinander kombiniert werden können. So ist es beispielsweise möglich, eine Serie von Lithographien oder Radierungen mit Buchdruck zu kombinieren und die so entstandenen Blätter an der Buchbindezeile zu einem Buch zu binden. Wir bieten nahezu die volle Bandbreite grafischer Techniken von Flach-, Hoch-, und Tiefdruck, über Bleisatz, bis hin zu Buchbinden, die dabei vor allem auch in Kombination zu nutzen sind, an. Diese Fülle an Möglichkeiten soll aber nicht nur einem Fachpublikum offenstehen, sondern für alle Interessierten, und vor allem auch Kindern und Jugendlichen zugänglich sein. Geplant ist ein Workshop-Programm, das zunächst in die jeweiligen Techniken eine umfassende Einführung bieten soll. Weiterführende Kursangebote durch die Werkstattleitung oder durch externe renommierte Künstler*innen werden angeboten. Zusätzlich wäre es wünschenswert eine Form von „Artist in Residency Program“ ins Leben rufen zu können, in dessen Rahmen KünstlerInnen eine bestimmte Zeit in Offenbach leben und in der Werkstatt arbeiten könnten. All diese hier nur angerissenen Punkte sollen dazu beitragen, die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ und Offenbach insgesamt als ein Zentrum der zeitgenössischen Druckgrafik und des Künstlerbuches zu etablieren.