Den Finger in gesellschaftliche Wunden legen

Niki de Saint Phalle, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023, Foto: Norbert Miguletz
Das Publikum trifft auf die Werke einer Visionärin, einer Revolutionärin und einer Autodidakten. Es lernt eine Frau kennen, die ihre ganze schöpferische Kraft in ihrer Arbeit umsetzte und die hintersinnig erfinderisch den Finger in gesellschaftliche Wunden legte. In der Ausstellung „Niki de Saint Phalle“, die dank der Förderung der Dr. Marschner Stiftung verwirklicht werden konnte, beleuchtet die Schirn Kunsthalle Frankfurt das vielfältige Œuvre der französisch-amerikanischen Künstlerin mit rund 100 Exponaten. Sie gibt einen Überblick über das facettenreiche Werk in seiner unverwechselbaren Formensprache. Niki de Saint Phalle (1930-2002) zählt als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation. Die „Nanas“, ihre bunten, großformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen. Doch die Schirn möchte das weit darüberhinaus gehende Spektrum ihrer Arbeit hervorheben und stellt so etwa ihre legendären „Schießbilder (Tirs)“ in den Fokus der Schau. Bis 21. Mai 2023, Schirn Kunsthalle Frankfurt.
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„Niki de Saint Phalle“ mit Fingerspitzengefühl

Kuratorin Katharina Dohm nimmt beim Aufbau jedes Werk genau in den Blick. Foto: Dr. Marschner Stiftung
„Niki de Saint Phalle“ erobert Frankfurt. Der Aufbau in der Schirn läuft auf Hochtouren. Volle acht Tage und manchmal auch Nächte vor der Eröffnung der Ausstellung am 2. Februar werden bedeutende Leihgaben aus deutschen und internationalen Museen, öffentlichen wie privaten Sammlungen nach Frankfurt gebracht und im Ausstellungsbereich der Kunsthalle präzise platziert. Mehr als zwei Meter hoch, über ein Meter breit sowie tief ist die Skulptur „Nana Mosaique Noire“ (1999), die in einer komplizierten Holzkonstruktion gesichert mit viel Fingerspitzengefühl durch die überdimensionalen Flügeltüren der Schirn bugsiert werden muss. Die „Nanas“, bunte, großformatige Frauenskulpturen, begründeten den internationalen Erfolg und gelten bis heute als Markenzeichen von Niki de Saint Phalle (1930 – 2002). Doch reicht das künstlerische Spektrum der Autodidaktin weit darüber hinaus. Sie wechselte Techniken, Themen und Arbeitsweisen und schuf ein ebenso ambivalentes wie subversives Werk voller Freude und Brutalität, Humor und Eigensinn. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich die spannende Ausstellung „Niki de Saint Phalle“ unterstützen zu können. Schirn Kunsthalle Frankfurt, 3. Februar bis 21. Mai 2023.
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Viele schlaue Fragen endlich wieder in Präsenz

Dr. Sebastian Hoehl, Dr. Christoph Königs und Professorin Sandra Ciesek (von links) wissen wie das mit dem Impfen geht. Foto: Uwe Dettmar, Copyright: Goethe-Universität Frankfurt
Eine so gut besetzte Vorlesung würde sich manch ein Professor wünschen: 8500 wissbegierige Kinder besuchten vom 4. bis 7. Oktober die Kinder-Uni der Goethe-Universität auf dem Frankfurter Westend Campus. Das Auditorium war brechend voll und die Stimmung war prächtig. Lange genug hatten die Schüler aus ganz Frankfurt und Umgebung auf die spannenden Vorträge warten müssen: 2020 wurde die beliebte Reihe pandemiebedingt abgesagt; ein Jahr später konnte sie nur im Onlineformat stattfinden. 2022 nun wieder endlich in Präsenz und mit hochaktuellen Themen: „Wie schließt man Frieden.“, „Wofür braucht ein Computer Strom.“ oder „Was passiert beim Impfen.“ Auch in diesem Jahr ist es den unterschiedlichen Experten gelungen, hochkomplexe Themen kindgerecht aufzuarbeiten und darzustellen. Die Belohnung waren viele schlaue Fragen und donnernder Applaus. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich sehr, dieses wunderbare Projekt mit umsetzen zu dürfen und konnte die Förderung bereits bis 2025 verlängern.
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Chorfantasien mit Ludwig van Beethoven

Die Sängerinnen und Sänger des offenbacher vokalensemble prophet. Copyright Foto: offenbacher vokalensemble prophet
250 Jahre alt wäre Ludwig van Beethoven vor zwei Jahren geworden. Zeit und Gelegenheit, ihm mit einem großen Konzert zu gedenken. Doch die Corona-Pandemie machte es vor allem auch den Chören schwer. Umso intensiver und erhabener waren nun nach mehrmaliger Verschiebung die beiden Konzerte unter dem Titel „Chorfantasien“ in der gemeinsamen Aufführung des offenbacher vokalensembles prophet – einem der ersten Kammerchöre der Region und mit dem Kulturpreis der Stadt Offenbach ausgezeichnet -, des Kammerchors Cantemus Bensheim und des Orchesters concerto classico frankfurt. Zum einen in der Pfarrkirche St. Pankratius, Offenbach, als auch in der Frankfurter Heiliggeistkirche wurden unter der Leitung von Christoph Siebert, einem gefragten Dirigent der Originalklangszene, Chor-und Orchesterwerke von Beethoven dargeboten, wie etwa Messe C-Dur op.86 für Soli oder „Meeres Stille und Glückliche Fahrt“ op. 112. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich, dass sie durch ihre Unterstützung die Konzerte mit ermöglichen konnte. Weitere Aufführungen sind im September und November diesen Jahres geplant.
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Perspektiven eröffnen

Jungen des Qualifizierungsprojekts bei der Offenbacher „Nacht der Ausbildung“. Copyright Foto: Laura Lobello
„Hart aber fair“ ist das Motto des Boxclubs Nordend Offenbach e.V.. Dass dieses weit über den Sport hinaus geht, spiegelt sich etwa im Qualifizierungsprojekt für jugendliche Schulabbrecher und Schulverweigerer, das der Boxclub in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt Offenbach durchführt. Unterstützt wird er in dieser wichtigen Arbeit seit über zehn Jahren von der Dr. Marschner Stiftung. Jungen aus den Klassen 5 bis 10, die im Schulalltag mit den unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen haben, werden in Absprache mit den jeweiligen Eltern von Offenbacher Schulen nach Unterrichtsende in das Projekt des Boxclubs geschickt. Das bedeutet nicht nur Hausaufgabenbetreuung, Handwerken, Kochen oder eben Sport treiben, sondern auch ganz gezielt, den Blick in die Zukunft richten und gemeinsam für einen Schulabschluss und die Zeit danach arbeiten. So besuchen die Jungen auf Initiative des Clubs etwa Veranstaltungen wie die „Nacht der Ausbildung“ in Offenbach oder nehmen an einem Praktikumstag einer Frankfurter Rewe-Filiale teil. „Die Grundpfeiler des Projektes,“ so Bernd Hackfort, Geschäftsführer des Box-Clubs, „sind Präventionsmaßnahmen einläuten und Perspektiven eröffnen.“
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Von Frankfurter für Frankfurter

„Zucchini Sistaz“ auf der Bühne des Festivals mit der Klimawand als Hintergrund. Foto © Grüne Soße Festival GmbH
Der Frankfurter Sommer ist wieder bunt – und mittendrin auf dem Roßmarkt die Grüne Soße Festspiele. Für mehr als 200 Künstlerinnen und Künstler bietet das facettenreiche Programm endlich wieder eine Auftrittsplattform. Kabarett, Comedy, Musik, Poetry Slam, Zaubershow und Kindertheater – das Frankfurter Publikum erwartet eine breite Palette an Veranstaltungen. Hinzu kommen regionale und internationale kulinarische Highlights rund um die Grie Soß und spezielle Events für Schulklassen. Dass das Festival ein besonderer Event von Frankfurter für Frankfurter ist, spiegelt sich auch im Förderprogramm der Festspiele. Auf Initiative der Dr. Marschner Stiftung – die das Open Air mitten in der City schon seit einigen Jahren immer wieder unterstützt – trägt ein Zusammenschluss mehrerer Frankfurter Stiftung in diesem Jahr das kulturelle Großereignis mit. „Nach einer pandemiebedingten, sehr langen Zeit mit leeren Bühnen und wenig Publikum möchten wir zeigen, wie wichtig und notwendig die Kleinkunst-Szene für unsere Stadt ist,“ so Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr. Marschner Stiftung. Festival: 24. Juni bis 16. Juli 2022.
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Verrätselte Kurzgeschichten

Judith Hermann während der Frankfurter Poetikvorlesung. Foto © Dettmar/Goethe-Universität Frankfurt, 2022
Die traditionsreiche Frankfurter Poetikvorlesung, die im Rahmen der Stiftungsgastdozentur Poetik der Goethe-Universität stattfindet, ist bundesweit eine Institution. 1959 beginnend mit Ingeborg Bachmann, waren bereits namhafte Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie Heinrich Böll, Christa Wolf, Günter Grass und Juli Zeh zu Gast. Nach pandemiebedingter mehrmaliger Verschiebung gibt nun im Sommersemester 2022 Judith Hermann Einblick in die Arbeit eines Schriftstellers. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich, dass sie die Verwirklichung der Vorlesung unterstützen konnte. Judith Hermann gehört durch Erzählbände wie „Nichts als Gespenster“ (2003) oder „Lettipark“ (2016) zur ersten Reihe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sich selbst treu bleibend führt die pointierte Erzählerin die Zuhörer im Audimax der Universität weniger in das Handwerk eines Schriftstellers ein, sondern zieht sie vielmehr mit einer atmosphärisch verrätselten Kurzgeschichte in ihren Bann. Diese trägt Hermann auf vier Abendtermine verteilt, abschnittsweise in der frei zugänglichen Lesung vor. Ergänzt wird die Poetikvorlesung von wissenschaftlichen Vorträgen als Begleitprogramm. Der UniReport der Universität veröffentlichte ein Interview und Artikel zur Vorlesung. Termine: 3./10./17.5 im Audimax; 18.5. im Literaturhaus Frankfurt.
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Zeitloses Design aus Offenbach

Ausstellungsansicht TECHNICOLOR in „TSATSAS. Einblick, Rückblick, Ausblick“, DLM, Foto: © Gerhardt Kellermann
Modern, progressiv und zeitlos – das ist TSATSAS. Die Ausstellung „TSATSAS. Einblick, Rückblick, Ausblick“ im Deutschen Ledermuseum in Offenbach ist dem zehnjährigen Bestehen dieser einzigartigen Marke gewidmet. Die Schau ist ein kleiner Meilenstein in der Förderung jungen Lederdesigns und ein Anlass das international agierende, gleichwohl regional in Offenbach am Main produzierende Designerlabel in einer Einzelausstellung zu präsentieren. Für das Ledermuseum ist es einmal mehr eine wunderbare Gelegenheit den zeitgenössischen Sammlungsbereich des Hauses einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Dr. Marschner Stiftung freut sich, erneut ein solch ambitioniertes Unterfangen des Offenbacher Museums zu ermöglichen; ein Projekt, das an die Tradition der Stadt Offenbach als ehemalige Hochburg des lederverarbeitenden Gewerbes in Deutschland anknüpft und den Bogen zu einem jungen Designerpaar schlägt, das dieses handwerkliche Können unter dem Label TSATSAS in die Gegenwart trägt. Die Ausstellung konzentriert sich nicht nur auf das Endprodukt, sondern eröffnet einem Betrachter den umfassenden kreativen Arbeitsprozess von den Inspirationsquellen in zeitgenössischer Kunst, Design, Architektur oder Musik bis zur Umsetzung durch das traditionelle Handwerk. Highlight der Inszenierung ist eine kinetische Installation, die über 30 Modelle aus den vergangenen zehn Jahren der TSATSAS Kollektion zeigt. Wie auf einem Förderband ziehen die Taschen in Endlosschleife an den Besuchern vorbei. Bis 30. Oktober 2022.
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Dem Denken keine Grenzen setzen

Ausstellungsansicht Museum für Moderne Kunst „Marcel Duchamp“, 2022, Foto: Dr. Marschner Stiftung
Das Fahrrad-Rad, der Flaschentrockner oder der Pissoir-Brunnen – diese ersten Readymades machten Marcel Duchamp (1887-1968) weltberühmt und nicht nur in der Kunstgeschichte legendär. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs, ein kleiner Ausschnitt eines verrückten, mutigen und schlauen Gesamtwerks des französischen Künstlers. Die großartige Überblicksausstellung im Frankfurter Museum für Moderne Kunst zeigt mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung 700 Objekte, Bilder und Fotos aus sechs Jahrzehnten und bespielt so das gesamte Gebäude über alle drei Ebenen. Alle Facetten seines vielfältigen Schaffens werden beleuchtet und erlauben für einen Besucher oft auch überraschende Entdeckungen. Die Aktualität seiner radikalen Arbeit ist bis heute ungebrochen und beeinflußte Generationen an Künstlern. Oft war er seiner Zeit weit voraus. Duchamp griff grundlegende Fragen der Kunst auf und machte auf meist amüsante Weise deutlich, dass alles Kunst werden kann und dass das Denken keine Grenzen hat. Bis 3. Oktober 2022.
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Ausgeprägtes Interesse für das Leben

Jochen Lempert, Installationsansicht Portikus, © Jochen Lempert/VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Courtesy BQ, Berlin und ProjecteSD, Barcelona Foto: Diana Pfammatter
Der Betrachter stutzt, schaut erneut und erkennt: Elefantenförmige Stechmücken oder eine Ansammlung von Schweißperlen auf dem Kopf eines Menschen. Der Fotograf Jochen Lempert ist ein aufmerksamer Beobachter und nimmt Situationen, Motive und Formen in den Fokus, die trivial und sonderbar zugleich erscheinen. Zum ersten Mal zeigt der in Hamburg lebende Künstler seine Werke in Frankfurt. Mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung präsentiert der Portikus die erste Einzelausstellung des 1958 geborenen Fotografen in der Mainmetropole. Mehrere präzise gruppierte Bilder sind in enger Abstimmung mit dem hohen, luftigen Ausstellungsraum und seinen großen Fenstern komponiert. Der Blick nach draußen fügt sich in die zu Konstellationen arrangierten Einzelbilder fast natürlich ein. Subjektiv, emphatisch, intim und oftmals mit einer Prise Humor blickt Lempert auf seine unmittelbare Umgebung. Seine Fotografien lassen ein ausgeprägtes Interesse für das Leben zwischen Kultur und Natur sowie dessen vielfältigen Erscheinungsformen erkennen. Und so versteht der Betrachter beim Gang durch die Ausstellungsräume immer mehr was der Künstler meint, wenn er sagt: „Es geht eigentlich immer darum, anhand des Fotos etwas zu sehen oder auf dem Foto etwas zu sehen.“ Lempert rückt in den Mittelpunkt, was sich sonst der Wahrnehmung entzieht: Flüchtiges, Beiläufiges, Unbemerktes oder Unbestimmtes. Bis 5. Juni 2022.
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Ein Satellit für Frankfurt

Der Satellit – Ein Pavillon für Kunst und Musik im Tiefgarten am Eschenheimer Turm. Foto © saasfee*, 2022
Der saasfee*pavillon im Hinterhof der Bleichstraße 66 ist seit Jahren ein außergewöhnlicher Kunst- und Ausstellungsraum in der Frankfurter Innenstadt, in dem das Künstlerkollektiv saasfee* Bildende Kunst, Performance, neue elektronische Musik, sowie rauminstallative und mediale Inszenierungen zeigt. Ebenso wie die gesamte Kulturszene der Stadt durch die Corona-Pandemie eingeschränkt, reagierte das Künstlerkollektiv und schuf auf Dauer ein angepasstes Konzept im angrenzenden Außenraum. Mit der Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung baute das Kollektiv einen kleinen Pavillon auf einer Hochebene des Bürgergartens am Eschenheimer Turm, den Satelliten, und erweiterte so ihren Wirkungskreis in den öffentlichen, städtischen Bereich. Der knapp 20 qm große, schmale Satellit wird Spiel- und Begegnungsstätte für Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker sein und so bei speziellen Events des Besuchern von saasfee* und des Parks offen stehen. Der Satellit beherbergt neben einer kleinen Bar, insbesondere Technik für spontane Konzerte und räumliche Inszenierungen und soll über die in den Park gerichtete Fensterfront künstlerische Arbeiten präsentieren. Die Eröffnung ist für den 29. April 2022 geplant.
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Nachgefragt! Der NS darf nicht in Vergessenheit geraten

Kinder erkunden den Bereich „Familie“ in der Ausstellung „Nachgefragt“ im Jungen Museum Frankfurt, Foto: © JuM, Uwe Dettmar
Bis heute sind der Nationalsozialismus und sein Nachwirken, z.B. durch rechtsradikale Anschläge und Propaganda, ein hochaktuelles Thema. Das Historische Museum Frankfurt zeigt erstmals eine Gesamtschau über die NS-Zeit in Frankfurt. Aus verschiedenen Perspektiven regen drei Ausstellungen unter dem Übertitel „Frankfurt und der NS“ zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Ideologien des NS an. Bespielt wurden die Flächen des Historischen Museums, des Stadtlabors und des Jungen Museums. Unter der Überschrift „Nachgefragt“ beschäftigt sich das Junge Museum fokussiert mit den Themen Familie, Spiel, Schule, Freizeit und spezifischen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und ermöglicht so Kindern ab 10 Jahren und Jugendlichen den Zugang zur Zeit des NS, der auch in dieser Altersklasse nicht in Vergessenheit geraten darf und mit dem diese auch in ihrem Alltag auf unterschiedliche Weise immer wieder konfrontiert wird. Gemeinsam mit der Cronstett- und Hynsbergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main hat die Dr. Marschner Stiftung explizit den Ausstellungsbereich des Jungen Museum finanziell getragen, um so insbesondere die professionelle Vermittlung dieses elementaren Themas auch für junge Generationen zu ermöglichen. Gesamtschau bis September 2022. Junges Museum bis 23. April 2023.
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Ein Ort der Begegnung: Das neue Foyer der Alten Oper

Das neue „Clara Schumann Foyer“, Foto: Stadt Frankfurt/Salome Roessler
Ein Raum für Begegnungen, Mittagskonzerte oder einfach zum Verweilen – der neugestaltete Eingangsbereich in der Ebene 2 der Frankfurter Alten Oper ist mehr als nur ein Foyer. Pünktlich und passend zum 40-jährigen Jubiläum des deutschlandweit bekannten Konzerthauses wurde das nun neu betitelte „Clara Schumann Foyer“ nach rund sieben Jahren Bauzeit wiedereröffnet. Ermöglicht wurde die Neugestaltung vor allem durch die Förderung der Dr. Marschner Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung, die insgesamt eine Million Euro zur Verfügung stellten. Das Zentrum des hellen, modernen und elegant ausgestatteten Raumes bildet eine Rundumbar. Mehrere Medienflächen wurden integriert und eine Raumtrennung zur individuellen Nutzung ist möglich. Durch optisch erhöhte Decken scheint das Foyer insgesamt weniger gedrungen, vielmehr dynamisch und weit greifend. Das Clara Schumann Foyer – eine weitere Bereicherung in der Frankfurter Kulturlandschaft, nicht nur für Liebhaber der Klassischen Musik.
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Gesundheit ermöglichen

Medizinische Unterstützung für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz. Foto: D. Skierski, Copyright Caritas Offenbach
Individuelle Betreuung für Menschen, die nur schwer Zugang zu gesundheitlicher Versorgung finden, bietet die Caritas Straßenambulanz Offenbach. Krankenschwestern der Straßenambulanz sind zum Beispiel im ganzen Stadtgebiet unterwegs und suchen Männer und Frauen auf, die durch das Raster des Gesundheits- und Sozialsystems gefallen sind. Finanziell unterstützt werden sie bei diesem Projekt von der Dr. Marschner Stiftung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenambulanz versorgen und beraten im mobilen und stationären Einsatz, bauen Vertrauensbeziehungen auf und begleiten langfristig auf dem Weg zu mehr Stabilität und gesellschaftlichem Anschluss. So gelingt es ihnen den Menschen am Rand der Stadt und der Gesellschaft wieder ein Gesicht zu geben. Die Motivation für diese herausragende Aufgabe: „Mit unserer Arbeit wollen wir die Gesundheit von Menschen in Not schützen, diesen ein Stück Lebensqualität zurückgeben und ihnen bei der Wiedereingliederung in das Sozialsystem zur Seite stehen.“
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Druckkunst erlebbar machen

Dominik Gußmann, kommissarischer Leiter der Druckwerkstatt. Copyright Foto: Thomas Lemnitzer
In diesem Jahr wäre der Erfinder der lithographischen Druckkunst Alois Senefelder 250 Jahre alt geworden. Von Offenbach aus wurde die von ihm entwickelte Lithographie als kommerzielle Drucktechnik bereits ab 1800 in die ganze Welt getragen und bis heute gibt es dort Industriezweige, die Druckmaschinen und Farbe herstellen. Grund genug, um in Offenbach – mit Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung – die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ zu eröffnen. Dort können nicht nur druckgrafisch künstlerische Projekte umgesetzt werden, auch werden museumsrelevante Inhalte für ein Publikum aufgearbeitet und vermittelt. Insbesondere für Kinder und Jugendliche soll die spannende Geschichte und volle Bandbreite grafischer Techniken unter anderem in einem speziellen Workshop-Programm erlebbar gemacht werden.
Die Dr. Marschner Stiftung sprach mit Dominik Gußmann, kommissarischer Leiter der Druckwerkstatt.
Zum Interview
DMS: Herr Gußmann, warum sind Sie der richtige Mann für die „Druckwerkstatt im Bernardbau“?
DG: Seit meinem Studienbeginn an der Hochschule für Gestaltung Offenbach war es die Druckgrafik, die im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit stand. Dabei waren es zunächst die diversen Verfahren der Radierung, auf die ich mich in der Druckwerkstatt der HfG konzentrierte. Nach einiger Zeit kam als zweites Medium die Lithographie, also der Steindruck, hinzu. Im Rahmen meines Promotionsprojektes, das sich mit der Handschriftlichkeit in der historischen und zeitgenössischen Druckgrafik auseinandersetzt, absolvierte ich ein Auslandssemester an der Akademie der bildenden Künste Wien. Dort intensivierte sich die Beschäftigung mit der Lithographie weiter. Der Steindruck entwickelte sich so zu einem meiner Hauptausdrucksmittel. Seit 2017 führe ich die historische Stangenpresse im Haus der Stadtgeschichte Offenbach vor. Dabei handelt es sich um einen Nachbau der ersten Lithographiepresse Alois Senefelders. Im Rahmen meiner eigenen künstlerischen Arbeit versuche ich Wege zu finden, auch fotografische und digital erzeugte Bilder in den „klassischen“ Steindruck zu integrieren.
DMS: Was ist Ihre dortige Aufgabe?
DG: Im September 2019 bin ich durch das Haus der Stadtgeschichte Offenbach für die Planung und Realisierung der „Druckwerkstatt im Bernardbau“ hinzugezogen worden und habe so im vergangenen Jahr, zusammen mit der Kuratorin im Haus der Stadtgeschichte Katja M. Schneider, die Werkstatt durch alle ihre Phasen der Entstehung begleitet. Meine Aufgabe war zunächst die im Haus der Stadtgeschichte eingelagerte Schenkung „Grafische Werkstatt für Technik und Kunst“ von Klaus Kroner zu sichten. Diese bildet den Grundstock für die „Druckwerkstatt im Bernardbau“. Im Weiteren war mein Aufgabenfeld ein Konzept für die räumliche Aufteilung der Werkstatt zu erstellen, später die Koordination der HandwerkerInnen und die Organisation der Maschinen-, bzw. Druckpressentransporte. Dabei handelt es sich u. a. um eine Krause-Kniehebelpresse für Lithographie des Druckgrafikers Walter Schautz und um die Dauerleihgabe der manroland sheetfed GmbH (zwei historische Buchdruckpressen und eine Kniehebelpresse für Lithographie). Unser Vorgehen im Realisierungsprozess begründete sich auf zahlreiche Gespräche mit diversen Fachleuten für die unterschiedlichen Bereiche der Werkstatt. Hier sind vor allem Eckhard Gehrmann (Lithograph und Mitglied des Vorstands der Internationalen Senefelder Stiftung) und Volker Steinbacher (Werkstattleitung der Freien Druckgrafik HfG) unter vielen anderen zu nennen. Während der Umsetzung der Arbeitszeile für den Bleisatz waren es vor allem die MitarbeiterInnen des Klingspor Museums, die federführend tätig waren. Auch die Erarbeitung eines ersten Finanzierungsplans für zukünftige Workshops oblag mir. Seit Januar 2021 bin ich nun vor allem mit der Erprobung von Arbeitsabläufen und dem Erarbeiten von Workshopangeboten beschäftigt, die aufgrund der Corona-Pandemie aber momentan leider noch nicht stattfinden können.
DMS: Was ist der historische Hintergrund für die Ansiedlung der Druckwerkstatt in Offenbach?
DG: Die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Hauses der Stadtgeschichte Offenbach und des Klingspor Museums. Die Museen stehen im Kern für die Geschichte der Lithographie und die Geschichte der Schriftgießerei hin zum Schwerpunkt Künstlerbuch. Die Druckhistorie der Stadt Offenbach basiert zum einen darauf, dass Offenbach der Standort der Schriftgießerei „Gebr. Klingspor“ war und zum anderen, dass die 1798 von Alois Senefelder entwickelte Lithographie von hier aus als kommerziell genutzte Drucktechnik in alle Welt getragen wurde. Später entstanden in Offenbach große Industriezweige, die Druckmaschinen und Farben herstellten. Bis zum heutigen Tag produziert die manroland sheetfed GmbH Bogenoffsetdruckmaschinen in Offenbach. Daraus ergeben sich die zwei künstlerisch-technischen Schwerpunkte der Werkstatt: Lithographie und Hochdruck / Buchdruck, kombiniert mit den Möglichkeiten Künstlerbücher zu entwerfen und zu binden.
DMS: Was macht die künstlerische Technik der Lithographie aus?
DG: Das Hauptmerkmal der Lithographie ist, dass die Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks größer sind, als bei allen anderen Formen der künstlerischen Druckgrafik. So lassen sich Motive zum einen auf rein zeichnerische Weise umsetzen, so, dass das Resultat wie eine Bleistift- oder Kreidezeichnung wirken kann. Zum anderen ist durch die Benutzung von Lithographietuschen, oder anderer fetthaltiger Substanzen, eine expressiv-malerische Umsetzung möglich. So reihen sich etwa die zahlreichen Lithographien des Malers K.O. Götz nahtlos in dessen großformatige Informell-Gemälde ein. Auch fotografische und digital erzeugte Bilder lassen sich in die Lithographie übertragen und mit malerischen Formen des Steindrucks kombinieren.
DMS: Welche Highlights erwarten die Besucher der Druckwerkstatt?
DG: Neben der wichtigen Aufgabe der Werkstatt die museumsrelevanten Inhalte für das Publikum praktisch erfahrbar zu machen, ist eine Besonderheit der „Druckwerkstatt im Bernardbau“ die Möglichkeit komplexe druckgrafische künstlerische Projekte, bis hin zum Künstlerbuch in Kleinauflage, zu realisieren. Das bedeutet, dass verschiedene grafische Verfahren miteinander kombiniert werden können. So ist es beispielsweise möglich, eine Serie von Lithographien oder Radierungen mit Buchdruck zu kombinieren und die so entstandenen Blätter an der Buchbindezeile zu einem Buch zu binden. Wir bieten nahezu die volle Bandbreite grafischer Techniken von Flach-, Hoch-, und Tiefdruck, über Bleisatz, bis hin zu Buchbinden, die dabei vor allem auch in Kombination zu nutzen sind, an. Diese Fülle an Möglichkeiten soll aber nicht nur einem Fachpublikum offenstehen, sondern für alle Interessierten, und vor allem auch Kindern und Jugendlichen zugänglich sein. Geplant ist ein Workshop-Programm, das zunächst in die jeweiligen Techniken eine umfassende Einführung bieten soll. Weiterführende Kursangebote durch die Werkstattleitung oder durch externe renommierte Künstler*innen werden angeboten. Zusätzlich wäre es wünschenswert eine Form von „Artist in Residency Program“ ins Leben rufen zu können, in dessen Rahmen KünstlerInnen eine bestimmte Zeit in Offenbach leben und in der Werkstatt arbeiten könnten. All diese hier nur angerissenen Punkte sollen dazu beitragen, die „Druckwerkstatt im Bernardbau“ und Offenbach insgesamt als ein Zentrum der zeitgenössischen Druckgrafik und des Künstlerbuches zu etablieren.