Große Freude auf dem Hof für Therapeutisches Reiten: die Dr. Marschner Stiftung übernimmt für drei Jahr eine Patenschaft für das Therapiepferd Finn. Kerstin Illing (im Bild links) ist verantwortlich für den Hof und freut sich sehr über die Unterstützung. Das Projekt hilft Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf. Wer den Hof und die Arbeit des Therapiezentrums näher kennenlernen möchte, kann sich beim jährlichen Hoffest vor Ort umsehen.

Kinder haben bei uns immer Primetime!

Kerstin Illing, Leiterin des Reiterhofes

Zum Interview Therapeutisches Reiten

Kinder haben bei uns immer Primetime von Petra Kappler

Ein Gespräch mit Kerstin Illing, Kinderförderzentrum für Therapeutisches Reiten in Frankfurt-Kalbach. Zum Gespräch empfängt mich Kerstin Illing in Begleitung ihrer Werkstudentin Sarah Rudolph. Die studierte Betriebswirtin hat lange international für eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gearbeitet – mit Pferden kennt sie sich zudem bestens aus, führt sie doch erfolgreich ein Unternehmen, das weltweit Sportpferde an Profis verkauft. Zur Leitung des Hofes kam sie „wie die Jungfrau zum Kind“. Sie half spontan einer Freundin, die das Projekt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterführen konnte. Auf dem wunderbar gelegenen Reiterhof in Frankfurt-Kalbach mit perfekter Anbindung werden über 200 Kinder pro Woche in verschiedenen Therapien mit dem Pferd gefördert. Das Therapeutische Reiten ist seit 1970 ein wichtiger und zentraler Bestandteil des Förderprogramms des Vereins zur Förderung der Integration, kurz VzF. „Die Kinder haben auf dem Hof Primetime“ betont Kerstin Illing, „der restliche Reitbetrieb wird um diese Kernzeiten am Nachmittag gelegt.“ Hier werden die Prioritäten gleich klar: das Therapiezentrum ist voll und ganz auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingestellt.  Sie sind hier die Hauptpersonen, keine geduldete Randgruppe. Darauf wird hier großen Wert gelegt, und ist gelebte Philosophie des Vereins. Dazu erfahre ich mehr bei unserem Rundgang über die Reitanlage. Es gibt unterschiedliche Angebote für Kinder mit Einschränkungen und Benachteiligungen, angefangen von der Hippotherapie, über das Angebot Hippo Fit bis hin zur heilpädagogischen Förderung, die einzeln und in Gruppen durchgeführt wird. Die Kinder werden hinsichtlich ihres Förderbedarfs, ihrer Einschränkungen und Fähigkeiten individuell in den verschiedenen Therapien betreut. Das Reiten tut nicht nur den Kindern sichtlich gut – es bedeutet auch für die Eltern eine kleine Auszeit und durchaus Entlastung, wenn sie einmal nicht in der Verantwortung stehen müssen und sich einfach wohl fühlen dürfen auf dem Hof, einen Kaffee trinken oder sich mit anderen Betroffenen austauschen. Das Loslassen an die Therapeutinnen funktioniert sehr gut, es herrscht ein vertrauensvolles Verhältnis untereinander. Insgesamt herrscht ein respektvoller Umgang, gute Stimmung ist Kerstin Illing wichtig, von Druck – gleich welcher Art – hält sie nicht viel. Das erfolgreiche Konzept hat sich herumgesprochen, die Therapien haben zurzeit leider eine lange Warteliste, denn insgesamt ist der Bedarf von zu fördernden Kindern größer, als die Kapazitäten es hergeben. Denn Therapeutisches Reiten wirkt in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist es eine spezielle Therapieform, die zur Verbesserung und Linderung psychosozialer Probleme und Störungen eingesetzt wird. Zugleich kommt es zur Anwendung bei der Behandlung körperlicher Behinderungen. Eine günstige Beein¬flussung und gezielte Förderung der geistigen, sozialen und körperlichen Entwicklung ist eines der primären Ziele der Arbeit mit den Tieren. Mir wird erklärt, dass Reiten zu den wenigen Sportarten, die Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung gemeinsam ausüben können, gehört. Auf dem Hof wird Heterogenität als Ressource begriffen, das ist ein spannender und integrativer Ansatz, der voll aufgeht. Kerstin Illing hat sich drei Monate Klausur zu Beginn Ihrer Übernahme ohne Einflüsse oder Ratschläge von außen erbeten. Und dann das gesamte Projekt angeschaut und neu aufgestellt. Ihr Tatendrang und Organisationsgeschick zeigen sich überall auf dem Gelände und es ist dem Projekt zu wünschen, dass sich weitere Förderer finden, die das Therapeutische Reiten unterstützen. Kerstin Illing berät da gerne.